Standort des alten Zittauer Torhauses an der Teichpromenade in Löbau heute

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Bau der Teichpromenade in Löbau 1929/30

Das Verkehrsproblem brannte den Löbauern schon lange unter den Nägeln. Bereits 1912  planten sie gleichzeitig mit dem Bau der Jägerkaserne eine Brücke, um das Seltenreintal zu überspannen. Die Bauausführung war für 1914/15 geplant. Doch dann kam der 1.Weltkrieg dazwischen und der Rat legte den Bau der Brücke erstmal auf Eis. Doch im Herbst 1927, ganze 23 Jahre später, war es so weit: Die neue Hindenburgbrücke (heute Brücke der Jugend) konnte dem Verkehr übergeben werden.

Das allerdings war nur die halbe Lösung. Immer mehr Omnibusse, Lastkraftwagen, Personenkraftwagen und Motorräder fuhren durch Löbau. Kamen sie aus Richtung Zittau, konnten sie zwar über die Hindenburgbrücke fahren, aber am Theaterplatz war Schluss. Ab hier rollte der gesamte Verkehr durch die engen Straßen der Innenstadt. In der Gegenrichtung natürlich genauso. Abhilfe sollte eine Umgehungsstraße am Südrand des Stadtzentrums schaffen. Ein Mammutprojekt, denn an der sogenannten Teichpromenade in Löbau gab es nur einen schmalen Fußweg. Außerdem standen jede Menge Häuser, darunter das alte Zittauer Torhaus, im Weg. Ein ‚geht nicht‘ kam dieses Mal aber nicht infrage. Nachdem die Planungen abgeschlossen und Grundstücke aufgekauft waren, begann die Stadt im Jahre 1929 mit dem Straßenbau. Am 9. April 1930 (siehe Zeitungsartikel weiter unten) war es endlich so weit: Der Bürgermeister weihte nebst anderen Honorationen die neue Umgehungsstraße an der Teichpromenade in Löbau feierlich ein.

Bau der Teichpromenade in Löbau, Bilder gestern und heute

Zittauer Torhaus vor dem Abbruch vom Theaterplatz aus gesehen

Abbruch des Zittauer Torhauses vom Theaterplatz aus gesehen

Blick vom Theaterplatz in die Teichpromenade in Löbau heute

Blick in die Teichpromenade in Löbau vom Zittauer Tor aus während des Baues 1929

Blick in die Teichpromenade in Löbau vom ehemaligen Zittauer Tor aus heute.

Dort wo heute die Teichpromenade in Löbau verläuft, gab es früher nur einen schmalen Fußweg. Anstelle der heutigen Fahrbahn existierte eine schön gepflegte Parkanlage mit Rasen, Wegen, Bäumen und Sträuchern. Ein ruhiger, verträumter Ort zum Entspannen und Bummeln. 

Blick auf die Stadtmauer von der ehemaligen parkartigen Anlage der Teichpromenade in Löbau vor 1929

Blick über die Fahrbahn der Teichpromenade in Löbau auf die Stadtmauer heute.

Häuser, die im Wege standen, musste die Stadt für den Durchbruch von der Teichpromenade zur Hindenburgbrücke abreißen. Und es waren nicht  wenige, denn der gesamte Bogen vom Theaterplatz in die Äußere Zittauer Straße war verbaut. Diese zwei Häuser sind nur ein Beispiel dafür, welche Mittel die Stadt allein für den Kauf der Grundstücke und die Entschädigung der Hausbesitzer aufzuwenden hatte. 

Häuser zwischen dem Theaterplatz und der Hindenburgbrücke von 1929

Abbruch der Häuser zwischen dem Theaterplatz und der Hindenburgbrücke 1929

Blick von der Teichpromenade in Löbau in Richtung Brücke der Jugend heute

Blick von der Teichpromenade in Löbau zum Neumarkt während des Baues 1929

Blick von der Teichpromenade in Löbau in Richtung Neumarkt heute

Blick in die Teichpromenade in Löbau vom Neumarkt vor dem Straßenbau 1929

Blick in die Teichpromenade in Löbau vom Neumarkt heute

Bau der Teichpromenade in Löbau, Artikel im Sächsischen Postillon

Löbau, den 10. April 1930

Die Umgehungsstraße an der Teichpromenade in Löbau dem Verkehr übergeben

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung der Stadt und, da gerade Markttag war, auch des ländlichen Kreises wurde heute Mittag Punkt 12 Uhr die Umgehungsstraße an der Teichpromenade in Löbau dem Verkehr übergeben. Zwar zeigte der Himmel ein trübes Gesicht und leichter Regen fiel auf die dichte, die Einmündungen der Straße umstehenden Menschenmenge, aber mit um so leuchtenderen, frischen Farben der Stadt, der Lausitz, des Sachsenlandes und des Deutschen Reiches grüßten von den Masten die Fahnen auf die neue Verkehrsader der Stadt hernieder. Um 12 Uhr durchschnitt der Erste Bürgermeister der Stadt das über die Einmündung des Hindenburgbrückenzuges in die Umgehungsstraße gezogene weiße Band und öffnete damit die neue Straße für den Verkehr. Fauchend prustete eine riesige, mit Blumen und Emblemen geschmückte Dampfwalze des Herrn Baumeisters Philipp über die Straße, die sie so oft in unermüdlicher Arbeit zu einem sicheren Verkehrsweg festgewalzt hatte. Ein für den Verkehrsverein der Stadt von Herrn Meltke zur Verfügung gestellter Personenkraftomnibus folgte als erstes Fahrzeug. Der Rat und das Stadtverordnetenkollegium, an der Spitze Herr Erster Bürgermeister Dr. Ungethüm, passierten als erste Fußgänger die neue Straße. In ihrer Mitte sah man auch Vertreter des Stadtbauamtes und der Firmen, die den Straßenbau ausführten, und dann wollte die große Menschenmenge über den neuen Verkehrsweg und wurde aufgenommen von den Harrenden, die an der Einmündung der Straße auf den Neumarkt der Eröffnung beiwohnten. Eine neue Epoche für die einst so ruhige Teichpromenade hat begonnen, und bald erschienen die ersten Motorräder und Fahrzeuge, die den Weg über die neue Straße nahmen. Ein vollbesetztes Auto mit Marktleuten fuhr nach getaner Arbeit wieder heimwärts in die ländlichen Gaue, und imposant war der Lastkraftwagenzug der Brauerei anzuschauen, die tagtäglich mit ihren sechs großen Wagen die „Löbauer Bergbiere“ weit hinaus ins Land fährt und kündet von Qualitätserzeugnissen einheimischer rühriger Unternehmen. Zur selben Zeit, da diese Zeilen in Druck gehen, brandet bereits der große Fernverkehr über die neue Durchgang- und Umgehungsstraße, der wir in der Beilage unserer heutigen Ausgabe einen besonderen Artikel gewidmet haben. Möge der heutige Tag, der die schlichte Einweihung dieses großen Werkes brachte, sich zum Segen auswirken für das Verkehrswesen unserer aufstrebenden Stadt am Berge!
Sächsischer Postillon 10. April 1930, Nr. 85

Geschichten sowie Sagen aus Löbau und der Oberlausitz

Wenn Sie gern lesen und sich für Geschichten sowie Sagen aus Löbau und der Oberlausitz interessieren, besuchen Sie bitte meine Seite arndkrenz.de. Die Geschichten haben sich, bis auf die Sagen (allerdings weiß man ja nie …), im wahren Leben so zugetragen. Allesamt sind sie spannend und emotional erzählt.