Bau der Hindenburgbrücke (Brücke der Jugend in Löbau) 1926/27
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Bereits im Jahre 1899 stand für die Löbauer Stadtväter fest: Die Straßensituation in bzw. aus Richtung Zittau war unbefriedigend. Dasselbe traf zu auf die Richtungen Ebersbach, Neugersdorf und weiter ins Böhmische nach Rumburg sowie Warnsdorf. Der gesamte Verkehr quälte sich durch das Tal der Seltenrein. Die Straße (im Volksmund auch Schinderberg genannt) war steil und eng. Besonders in Kurven hatten es 2 Gespanne schwer, aneinander vorbeizukommen. Um Abhilfe zu schaffen, musste eine das Flüsschen Seltenrein überspannende Brücke her. Also stellte die Stadt Anträge an das Land und das Finanzministerium Sachsen. Letzteres genehmigte die Ausführung eines Baues für die Finanzperiode 1914/15.
Plan von Löbau vor 1927.
Im großen Plan sind schon die Planungen für weitere Stadtgebiete zu sehen. Rot – die Bautzner Vorstadt, die Neustadt und weiter Nordöstlich die Nord-Vorstadt. Blau – die Bergvorstadt (das heutige Löbau-Ost. Gelb – die Südoststadt.
Im Bild unten: Ausschnitt der enge Weg durch das Tal der Seltenrein.
Die Planungen zur Hindenburgbrücke / Brücke der Jugend in Löbau auf Eis gelegt
Aus diesem Brückenvorhaben wurde allerdings nichts. Zum einen hatte die Stadt gerade den Bau der Jägerkaserne abgeschlossen, zum anderen verhinderte der Kriegsausbruch 1914 die Arbeiten. Auch in der Nachkriegszeit gab es dringendere Aufgaben zu lösen. Erst im Jahre 1924 nahm die Stadtverwaltung die Verhandlungen mit dem sächsischen Finanzministerium wieder auf. Jedoch beliefen sich die Kosten für den Bau der heutigen Brücke der Jugend in Löbau mittlerweile auf rund 400.000 M. Das Ministerium winkte ab. Zur Bekräftigung ihres Anliegens schickte der Löbauer Rat deshalb eine Verkehrszählung ein. Demnach durchfuhren das Tal der Seltenrein am 26. November 1926 zwischen 6 und 20 Uhr:
– 113 Gespanne,
– 258 Kraftwagen und
– 67 Krafträder.
Außerdem passierten in dieser Zeit viele Fahrräder und Fußgänger den Zählbereich.
„Diese Verhältnisse sind untragbar“, bekräftigten Stadtrat und -verwaltung. Sie erklärten sich bereit, zum Bau der Hindenburgbrücke / Brücke der Jugend in Löbau einen Eigenanteil von 30.000 M beizusteuern.
Der Bau der Hindenburgbrücke / Brücke der Jugend in Löbau beginnt
Anfang 1926 bewilligte das Finanzministerium die Mittel zur Errichtung der Hindenburgbrücke / Brücke der Jugend in Löbau. Mit der Leitung des Baues beauftragte die Stadt den Regierungsbaurat Eichler. Er richtete sein Büro im Haus am Theaterplatz Nr. 6 ein. Im August 1926 ging es dann los – doch nicht mit dem Bau selbst. Zuerst mussten einzelne Häuser abgerissen werden, die der neuen Hindenburgbrücke / Brücke der Jugend in Löbau im Wege standen. Darunter der von Lage und Form märchenhaft wirkende Ziegenkopf. Bis dahin galt er als ältestes Haus Löbaus.
Mit den Gründungsarbeiten für die Pfeiler begannen die eigentlichen Arbeiten zur Errichtung der Hindenburgbrücke / Brücke der Jugend in Löbau. Am 23. Oktober 1926 folgten die Maurer. In erstaunlich kurzer Zeit hatten sie bis zum ersten Frost die Säulen im Rohbau hochgezogen. Das Material dazu kam aus dem unmittelbar neben der Baustelle gelegenen Kralischen Steinbruch. Lediglich für die Außenfassade wurden die Steine von auswärts angefahren.
Der Kralische Steinbruch gestern und heute
Impressionen vom Bau und der fertigen Brücke
Im darauffolgenden Jahr 1927 gingen die Arbeiten bis über den Sommer zügig voran. Und am 10. Oktober war es so weit: Die heutige Brücke der Jugend in Löbau wurde in Anwesenheit des sächsischen Finanzministers Weber feierlich eröffnet. Sie erhielt den Namen des damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Die Erbauer zogen eine stolze Bilanz: In etwa 180 Arbeitstagen hatten rund 125 Erwerbslose der Stadt und des Bezirkes Löbau Lohn und Brot gefunden.
Die Hindenburgbrücke als Brücke der Jugend in Löbau wieder aufgebaut
Lediglich 18 Jahre hatte die Hindenburgbrücke / Brücke der Jugend in Löbau ihren Dienst getan, dann kam ihr vorläufiges aus. In der Nacht zum 8. Mai 1945 sprengten Wehrmachtsangehörige im Stadtgebiet 7 Brücken, darunter 2 Pfeiler des so wichtigen Verkehrsweges in Richtung Zittau. 5 Jahre lag das Bauwerk in Schutt und Asche und der Verkehr rollte notdürftig wieder durch das Tal der Seltenrein. Doch 1950 begannen Arbeiter des VEB Bauunion Dresden sie erneut aufzubauen. Ganze 700 Tonnen Zement, 270 Tonnen Stahl und Granitsteine für 100.000 DM waren dazu erforderlich. Letztere kamen diesmal allerdings aus dem Steinbruch Schönbach. Zum Richtfest kurz vor dem 1. Mai 1951 verpflichtete sich die Belegschaft, das Bauwerk pünktlich zu Beginn der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten (5. – 19. August 1951 in Berlin) als „Brücke der Jugend“ fertigzustellen. Sie unterboten den Termin um eine Woche. Unter Anteilnahme der Löbauer Bevölkerung sowie Freunden aus der Sowjetunion und der ČSR übergaben sie die Brücke an Bürgermeister Walter. Der Kreissekretär der FDJ, Willy Palme, sprach dabei ein feierliches Gelöbnis, in dem es unter anderem hieß:
„Wir geloben, dass wir alles tun werden, um den Kriegstreibern ihr schändliches Handwerk zu legen, dass es den Imperialisten nie mehr gelingen wird, unsren friedlichen Aufbau zu stören und unsre Städte und Dörfer zu vernichten.“
Zur Bekräftigung dessen wurden über dem Mittelbogen 4 Symbole eingebettet:
Das des Fünfjahrplanes, das der Weltfestspiele, das der FDJ sowie das des Arbeiter- und Bauernstaates DDR.