Mittlerweile schrieb man das Jahr 1903 und die Löbauer waren spät dran. Der Tod des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. lag bereits 15 Jahre zurück und noch immer hatten sie ihm kein Denkmal gesetzt. Schon mit der Errichtung der Siegessäule am oberen Ausgang des Siegeshaines (heute Friedenshain) hatten sie sich Zeit gelassen. Sie erinnerte an den Triumph der deutschen Truppen im Krieg 1870/71 und wurde erst 25 Jahre später eingeweiht. Und auch in diesem Jahr hatten in Sachen Gedenken wieder mal andere die Nase vorn. So zum Beispiel 1896/97 die Koblenzer mit ihrem Denkmal am Deutschen Eck oder die Bürger von Porta Westfalica mit einem grandiosen Monument auf ihrem Hausberg.
Am 18. Dezember 1903 erkannte die Direktion der Löbauer Bank diesen untragbaren Umstand. Sie ergriff die Initiative und wollte der Stadt eine von Professor Hundrieser entworfene Büste aus Bronze zum Geschenk machen. Allerdings unter zwei Bedingungen. Das Kaiser Wilhelm Denkmal Löbau sollte am Fuße des Löbauer Berges stehen und die Stadt den Sockel bezahlen.
Am 30. Dezember 1903 nahm der Stadtrat das Geschenk dankbar an. Schon wenige Tage später, am 6. Januar 1904, stand daraufhin die Büste für 1.507,30 Mark im Hüttenwerk Lauchhammer zu Abholung bereit. Blieb also „nur“ die Anfertigung des Sockels übrig. Die Stadt beauftragte damit die Firma H. A. Kloss Löbau. Diese schlug vor, das Areal aus Rot Schwedisch Granit, teils geschliffen, teils poliert mit gestrecktem Syenitsockel anzufertigen. Das jedoch war der Stadt zu teuer. Nach langem hin und her kam der Stadtrat am 11. Juli 1905 schließlich überein, den Sockel in einfacher Art und Weise mit Lausitzer Granit auszuführen.
Nachdem Ende August alles fertig war, konnte das Denkmal eingeweiht werden. Am 2. September 1905, dem sogenannten Sedanstag, war es so weit. Pünktlich 3 Uhr am Nachmittag setze sich ein über 1.000 Menschen zählender Festumzug vom Neumarkt aus in Bewegung. Am unteren Eingang des (damals) vor 10 Jahren angepflanzten Siegeshaines angekommen enthüllten sie das neue Kaiser Wilhelm Denkmal Löbau. Die Festrede dazu hielt Herr Bankdirektor Dr. Weber. Anschließend sprach Bürgermeister Mücklich einige Dankesworte und am Schluss sangen die Teilnehmer vereint das Lied: „Deutschland, Deutschland über alles“.
Sein Ende fand der feierliche Akt mit einem Konzert im Schützenhaus. Wie immer bei solchen Anlässen floss reichlich Bier durch die Hähne und es durfte das Tanzbein geschwungen werden.